cutups II

Es gibt vier verschiedene Spielarten des Phänomens Cutup:

I. Ur-Cut Up
        Bei diesem Ur-Cut Up werden Texte wortwörtlich zerschnitten und auf eine andere Weise wieder zusammengefügt, so wie es Brion Gysin im Oktober 1959 tat. Cut Ups haben natürlich Entsprechungen in der Film- und Tonsampletechnik, man achte insbesondere auf die Musikvideo- und Werbefilmästhetik, sowie auf Musikrichtungen wie Rap, HipHop und Techno. Burroughs hat selber exzessiv mit Ton- und Bildmaterial experimentiert.

Die "elektronische Revolution" hat seit Burroughs natürlich nicht Halt gemacht, vielmehr hat die Cutup-Technik durch den Computer eine maschinelle Komponente erhalten. Mehr dazu kann man hier lesen.

II. Fold In
        Beim Fold In werden zwei Texte genommen, je in der Mitte gefaltet, parallel nebeneinander gelegt und dabei wird jede Zeile von Text 1 und 2 zusammen gelesen.
        Literarische Rückblenden und gleichzeitige Handlungsabläufe werden so spielerisch geschaffen. Ähnlich verhält es sich auch beim schon vor der Burroughs/Gysin-Entdeckung bekannten

III. Cross Column-Reading
        Dabei werden zwei Texte in Zeitungskolumnen typographisch nebeneinander gestellt. Der Leser kann nun nach Belieben zwischen den beiden Handlungssträngen hin und her wechseln und seine eigene Geschichte zusammenstellen.

        Es gibt die inzwischen nachgewiesene Theorie, daß Zeitungsleser unbewußt auch immer die ersten Worte der nebenstehenden Spalten mitlesen.

IV. Permutation
        Diese Form des Cut-Ups macht, wie eigentlich alle Cut-up Formen überhaupt, wegen der Toleranz und semantischen Pluralität der Grammatik nur in englischer Sprache Sinn. Dabei wird ein Satz von zum Beispiel 10 Worten genommen und im Zufallsprinzip wild durcheinander geschüttelt, eben permutiert.

    Permutation von Brion Gysin